Die ‚Letzte Generation‘ zum Bürger:innengespräch im NBH Lilienthal
Kennen Sie die Forderungen der ‚Letzten Generation‘?
Die Gründung eines Gesellschaftsrates, der die Politik berät.
Das 9 Euro Ticket.
Tempo 120.
Mehr ist es nicht! Die spontane Reaktion war: „und dafür klebt ihr euch auf die Straße? Das sind ja im Grunde recht einfach umzusetzende Forderungen“.
Zu den zwei Einladungen zu Gesprächen mit Aktivist:innen der ‚Letzten Generation‘ kamen 26 Nachbar:innen zwischen 18 Und 75 Jahren. Der Aufbau der Gesprächsabende bestand aus drei Teilen.
Der erste Teil war eine Darstellung der derzeitigen Folgen des Klimawandels und eine Beschreibung der wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu (die z.T. schon seit 50 Jahren existieren). Erschreckend war dabei insbesondere, wie die Liste der Naturkatastrophen sich vom Termin am 16.08. zum Termin am 22.08. (Waldbrände in Kanada und Teneriffa, Überschwemmungen in Kalifornien und China) verlängert hatte. Neben diesen schon jetzt spürbaren Auswirkungen, wurde auf die zu erwartenden Veränderungen durch das Abschmelzen der Polkappen sowie der Abschwächung des Golfstroms hingewiesen. Ergebnisse all dieser Veränderungen ist kurz gesagt, eine deutliche Verkleinerung des bewohnbaren Teils der Erde und dadurch zu erwartende Flüchtlingsströme und Kriege um die kleiner werdenden Ressourcen.
Der volle Name der Bewegung heißt ‚Letzte Generation vor den Kipppunkten‘ und bedeutet, dass wir alle die letzte Generation sind, die noch die Möglichkeit hat, durch schnelles Handeln, die Erderwärmung zu stoppen.
Der zweite Teil bestand in einer Herleitung des Rechtes auf zivilen Ungehorsam und die dadurch erreichten historischen Veränderungen (z.B. Frauenwahlrecht, Aufhebung der Rassentrennung in den USA, Unabhängigkeit Indiens, u.v.m.). Die tragende Säule von zivilem Ungehorsam ist die Gewaltfreiheit.
Und im dritten und spannensten Teil ging es um die konkreten Aktionen und die Möglichkeiten die Aktivist:innen zu unterstützen.
Da es jederzeit möglich war Nachfragen zu stellen und alle auch eingeladen waren sich in einer Anfangsrunde vorzustellen, gab es immer wieder rege und auch kritische Diskussionen. Am kritischsten und auch ärgerlichsten wurde von einigen der wirtschaftliche Schaden für Firmen, durch das lange im Stau stehen, genannt.
Es wurde hinterfragt, wieso die Aktionen die Bürger:innen treffen und sich die Aktivist:innen nicht z.B. vor die Villen der Reichen kleben. Die Aktionsform des ‚sich fest klebends‘ würde auf Dauer keine Sympathiepunkte bei den Bürger:innen bringen, es wäre doch sinnvoller Aktionen zu machen, die mehr Sympathie brächten.
Überraschender Weise war die Radikalität einiger Bürger:innen größer als die der Aktivist:innen. Einige äußerten, dass sie drastischere Aktionen besser verstehen würden. Allerdings hatte niemand der Anwesenden wirklich ‚bessere‘ Vorschläge auch wenn mehrmals der Vorschlag gemacht wurde, z.B. den Funkturm anzusägen.
Der Standpunkt der Aktivist:innen war die Aktionsform beizubehalten, da es Ihnen wichtig sei, mit dieser friedlichen aber den Alltag störenden Aktion die Dringlichkeit des Handelns gegen die Klimakatastrophe zu verdeutlichen.
Eine große Übereinkunft gab es bei den anwesenden Bürger:innen darüber, das Klima- und Umweltschutz extrem wichtig sind, das die schon vorhandenen technischen Möglichkeiten nicht genutzt werden und die Politik derzeit dabei versagt.
Es ist wahrscheinlich schwierig bis unmöglich Aktionsformen zu finden, die alle gleichermaßen gut finden… deshalb an dieser Stelle einen Dank für die rege Diskussion und einen Dank an die Aktivist:innen der 'Letzten Generation vor den Kipppunkten‘ für die konstruktive Gesprächsbereitschaft und ihr großes Engagement für einen sozialverträglichen Klimawandel!!!